Lyrik von Jan Wagner und Musik von David Salleras und Philip Glass
Schauspiel: Wolfgang Nefzger
Eurythmie: Joana Zacharias
Saxophon: Niklas Wienecke
Beleuchtung: Arnold Jäger
Lyrik als Bühnenkunst – das Hörbare sichtbar machen! Die bildkräftige Sprache Jan Wagners lehrt uns, „die Dinge anders wahrzunehmen“. Dem spüren wir mit den Mitteln von Schauspiel, Eurythmie, Musik, Licht und Farbe nach. Was wir hören und empfinden wird zugleich anschaubar. Unser im Mai erstaufgeführtes Programm von 21 Gedichten haben wir weiter bearbeitet, die unterschiedlichen Szenen noch akzentuierter herausgeholt und sie enger zu einem kontrastreichen Geschehen verwoben. Im Zusammenwirken von Schauspiel, Eurythmie und Saxophonmusik vergegenwärtigen sich Jan Wagners anrührende Beobachtungen an Tieren, Pflanzen, Dingen, Menschen und ihrem Tun und Lassen. Und es entzünden sich tiefe Themen daran. Er sagt: „Die großen Fragen trägt man sowieso immer mit sich…, wenn man sich aber hält an ein Streichholz oder an einen Löffel…, dann kommen die großen Fragen ganz von selbst mit ins Spiel…, dann noch in einer Art und Weise, die vielleicht ganz und gar neuartig ist.“ „Das Schöne ist ja, dass alles zum Gedicht werden kann… Eine Sache allerdings haben alle gelungenen Gedichte gemein: Sie lehren uns, die Dinge anders wahrzunehmen. Lyrik lässt uns staunen!“
Unsere Auswahl ist mit freundlicher Genehmigung des Verlags entnommen aus Jan Wagner, Regentonnenvariationen © 2014, Die Life Butterfly Show © 2018, Steine & Erden © 2023 bei Hanser Berlin in der Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München.
Ihr bringt Lyrik auf die Bühne durch Eurythmie und Schauspiel.
Was war im Zusammenwirken wichtig für euch,
was habt ihr dabei entdeckt?
Joana Zacharias: Das Eintauchen in die fabelhafte, bildreiche Welt des zeitgenössischen Dichters Jan Wagner war ein sehr spannender, manchmal herausfordernder Prozess. Diese Gedichte riefen nach experimentellem Tun. So trifft Eurythmie auf Schauspiel. Im Schaffen war dies sehr Interessant und ganz neu für mich. Wo wird was verortet, mit welchen Stimmungen und Ebenen arbeiten wir, wo tritt die Eurythmie in den Hintergrund und wo das Schauspiel, wo ist eine Begegnung? Es war gut, sich durch das Improvisieren mit den Gedichten, mit ihren vielen Ebenen und wechselnden Bildern und Stimmungen vertraut zu machen. Der Raum, das Gedicht und die Sprache, die sprachliche Interpretation – und ich: Sich im Raum zu bewegen und das zu greifen, was einem entgegen kommt. So entstanden langsam die Formen, Stimmungen und Ausgestaltungen in der Eurythmie zusammen mit der Sprache auf der Bühne.
Wolfgang Nefzger: Ich fand es spannend, wie unser Zusammenwirken sich immer mehr entwickelte, je deutlicher wir unsere Funktionen auf der Bühne voneinander unterschieden. Wir bewegen uns beide und drücken dabei in einem Dialog der Mittel Iyrische Erlebnisse aus: mit Lautsprache, Bewegungssprache, Körpersprache. Außer drei realistischen Gedichten haben wir auch ein metaphorisches ausgearbeitet: „ein pferd“. Es geht darin um ein Gedicht, das der Dichter nicht fertig bekommt. Die Eurythmistin stellt dar, was er alles über dieses rätselhafte „Pferd“ sagt. Dabei schaue ich sie nicht an, wie ich das bei einem Schaupieler tun würde, der ein Pferd spielt, sondern blicke auf die von ihr darstellten Bilder und reagiere auf sie. Es war inspirierend, uns in den Bewegungen und Gebärden aufeinander abzustimmen und darin zusammenzuwirken.